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Teilzeit-Revolutionäre

Es begann alles mit dem geplanten Ausbau der Verbindungsstraße 49 von Zlin nach Vizovice. Sie soll um zwei Spuren erweitert werden. Und dafür wollte Zlin im Stadtteil Zelechovice von den anliegenden Bürgern die Grundstücke kaufen. Fast ein Zehntel der rund 1950 Einwohner Zelechovices hätten ihre Häuser verloren und wäre, da es keinen Bebauungsplan gibt, weggezogen.

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Fotografie: Michal Spendlik - Autor: Matěj Stránský • Autor: Respekt
Fotografie: Michal Spendlik - Autor: Matěj Stránský • Autor: Respekt

Es begann alles mit dem geplanten Ausbau der Verbindungsstraße 49 von Zlin nach Vizovice. Sie soll um zwei Spuren erweitert werden. Und dafür wollte Zlin im Stadtteil Zelechovice von den anliegenden Bürgern die Grundstücke kaufen. Fast ein Zehntel der rund 1950 Einwohner Zelechovices hätten ihre Häuser verloren und wäre, da es keinen Bebauungsplan gibt, weggezogen. „Absurd“, Michal Spendlik schüttelt befremdet den Kopf. Gemeinsam mit ein paar anderen engagierten Bürgern begann er damals den Kampf gegen Mutter Zlin. Die Stadt profitiere nur von den Steuern der Zelechovicer, investiere aber nichts, so lautete der Vorwurf. Detailliert haben sie dem Magistrat vorgerechnet, wie „wenig“ Geld in Zelechovice angekommen sei.

Michal Spendlik ist ein ruhiger Mann. Groß, gepflegter Dreitage-Bart, leise Stimme und ein sparsames Lächeln. Der ideale Gast für einen netten Grillabend mit Freunden und Kindern. Kämpferisch wirkt er nicht. Und so sah man ihn wohl auch im Zliner Magistrat. „Die haben uns nicht für voll genommen“, sagt Spendlik freimütig. Genau diese als Ignoranz empfundene Untätigkeit der Stadt aber hat aus Spendlik und seinen Mitstreitern „Teilzeit-Revolutionäre“ gemacht. Und die haben schließlich erreicht, dass 77,5 Prozent der Zelechovicer Bürger in einem Referendum beschlossen haben, sich von Zlin zu lösen und eine eigenständige, kleine Gemeinde zu werden. Ab Januar 2009 soll Zelechovice nun einen eigenen Bürgermeister haben – und ein eigenes Stadtbudget.

Ob sich die Selbständigkeit für eine so kleine Gemeinde überhaupt lohnt? Davon ist Spendlik überzeugt. Langsam fährt er im Auto durch den adretten Nachbarort Lipa, eigenständig seit 1990. Markierte Parkplätze säumen den Straßenrand, jedes Haus hat eine betonierte Einfahrt, der Fußgängerweg ist sauber geplattet. Ortsende. Zelechovice beginnt. Abrupt endet der Bürgersteig. Die Autos parken im Unkraut am Straßenrand, Zufahrten gibt es keine, nur provisorisch aufgeschüttete Schotterwege. Der Kindergarten befindet sich in einem runtergekommenen Gebäude – im ersten Stock. Im Erdgeschoss zwei riesige Tore, vergilbt darauf die Schrift „Hasici“. Wie das zusammengeht, mobile Einsatzwagen der Feuerwehr, die mit Alarm zu Einsätzen gerufen werden und im Hof spielende Kleinkinder? Spendlik zuckt mit den Schultern.

Der kleine Ort werde nicht mehr Geld erwirtschaften, als er es als Teil der Stadt Zlin getan hat. Im Gegenteil. Als Stadtteil, so rechnet Spendlik vor, habe Zelechovice etwa 35 Millionen Kronen jährlich für Zlin eingebracht. In Zukunft dürften nur etwa 20 Millionen herauskommen. Aber es werde Zeit, dass Zelechovice die Steuergelder endlich da einsetzen könne, wo es die Bürger für notwendig halten. Und für notwendig halten sie etwa, einen neuen Kindergarten zu bauen oder die Bürgersteige und Straßen zu reparieren.

Die Leute rund um Spendlik sind davon überzeugt, dass sie das Geld für diese Projekte mühelos zusammenbekommen werden. Die regelmäßigen Ausgaben werden ihren Berechnungen nach bei etwa zwölf Millionen Kronen jährlich liegen – und die restlichen acht Millionen können in die Infrastruktur investiert werden. Das ist ein Vielfaches dessen, was sie in den vergangenen Jahren vom Zliner Magistrat erhalten haben. Vergangenes Jahr beispielsweise hat Zelechovice anderthalb Millionen Kronen für Investitionen erhalten, zwei Jahre davor allerdings nur 300 000 Kronen. Außerordentlich viel Geld floss im Jahr 2001. Aber selbst damals stellte Zlin lediglich etwa fünf Millionen Kronen zur Verfügung.

Soll man den Zoo ausbauen und das Theater fördern oder die Kanalisation in den Randbezirken erneuern – Zlin ist nicht die einzige Stadt, die Schwierigkeiten hat, die Verteilung der Gelder den Bürgern zu erklären. Ein Massenexodus aus den Städten sei jedoch nicht zu erwarten, glaubt Marie Masarikova, Pressesprecherin der Stadt Zlin. Zunächst haben viele Gemeinden gar nicht die notwendigen 1000 Bürger und zwei unterschiedlichen angrenzenden Gemeinden. Dann aber macht vielen auch doch die Selbständigkeit Angst. Masarikova malt das Bild einer großen Familie. Der erwachsene Sohn ist mit der Familienpolitik nicht einverstanden und will ausziehen? Ok, selbstverständlich wird die Familie ihn unterstützen - ein städtischer Beamter hat den Zelechovicer Bürger nach Kräften bei dem korrekten Ablauf des Referendums geholfen und auch die Umverteilung des Besitzes wird sofort in Angriff genommen. Die Stromrechnung werde er aber von nun an allein zahlen müssen.

Doch auch wenn die Mitarbeiter des Magistrats beteuern, dass die Beziehungen zu den anderen Stadtteilen von der Loslösung nicht betroffen seien und dass es schlicht unmöglich gewesen wäre, mehr Geld und Zeit in Zelechovice zu investieren: Erste Auswirkungen hat die frische Trennung doch bereits. Im Zliner Rathaus hat man beschlossen die Kommunikation mit den Stadtteilen zu verbessern und jeweils einen Abgesandten dorthin zu schicken, an den sich die Bürger mit ihren Sorgen und Vorschlägen wenden können.

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